CAPOLIVERI
Zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Capoliveri entstand als befestigte Siedlung in der etruskisch-römischen Zeit. Zur Zeit der Latiner war Capoliveri unter dem Namen Caput Liberum bekannt – aufgrund einer Anspielung auf den Bacchus-Dionysios-Kult. Es wurde auch Libaro genannt, was ebenfalls auf die dort ansässige Produktion edelster Weine hinweist.

Bis zum 13. Jahrhundert war Capoliveri der einzige befestigte Ort der Insel Elba. Während der Herrschaft der Pisaner war Capoliveri aufgrund seiner durch die Eisenvorkommen großen Bedeutung für Wirtschaft und Produktion oberster Sitz der “Capitania”, der Verwaltung, Politik und Verteidigung der Insel.

Diese Bedeutung behielt Capoliveri bis zum 15. Jahrhundert. Pisa hatte inzwischen seine Vorherrschaft verloren und war an die Herzöge von Mailand verkauft worden. Elba kam unter die Herrschaft von Gherardo Appiani, Herr von Piombino, der dem Einfluß Spaniens und den Anordnungen der spanischen Krone unterstand. Genau zu dieser Zeit wüteten in Capoliveri türkisch-barbarische Piraten und zerstörten den Ort bis auf die Grundmauern. Nachdem die Befestigungsanlage wiederaufgebaut worden war, wurde sie Anfang des 18. Jahrhunderts zum zweiten Mal bei einer Schlacht zwischen Anhängern des Kaisers und den Spaniern zerstört. Darauf folgte eine Zeit unter französischer Besatzung. Während dieser Epoche wurden auf der Insel, die drei Jahrhunderte lang unter heftigen Kämpfen und Aufteilungen gelitten hatte, Straßen und Häfen gebaut, heute noch erhaltene Dörfer errichtet und die Eisenverarbeitung wiedereingeführt.

Nach der militärischen und politischen Niederlage durch die Verbündeten, hat Napoleon Bonaparte Elba als Zufluchtsort gewählt und ist Herrscher über die Insel geworden. Napoleon wollte die Festung Capoliveri dem Erdboden gleichmachen, verärgert darüber, dass ihm die Einwohner Capoliveris nicht die angebrachte Ehre erwiesen haben; er ließ jedoch von seinem zerstörerischem Vorhaben ab aufgrund seiner Leidenschaft für ein junges Mädchen aus Capoliveri namens Amelia Vantini.

Nachdem Napoleon die Insel verlassen hatte, erlebte Elba und vor allem Capoliveri einen wirtschaftlichen Aufschwung durch die Wiederaufnahme des Weinanbaus und des Aufschwungs des Eisenabbaus, der bis zum Ende der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts fortwährend zunahm. Die letzten Jahre des 18. Jahrhunderts waren sehr hart: Die Reblauskrankheit schwächte die Weinbauern sehr und aus Capoliveri wanderten viele Einwohner nach Südamerika aus. Dieser ersten Auswanderungsquelle folgte nach dem zweiten Weltkrieg eine weitere nach Australien in der Hoffnung auf eine Arbeitsstelle und eine bessere Zukunft.

In den letzten Jahren nach der Schließung der Eisenbergwerke wurde die Wirtschaft Capoliveris wie auch die der ganzen Insel stark vom Tourismus geprägt, der jede andere Form von wirtschaftlicher Produktion ersetzt hat. Allerdings nicht die Mentalität der Bewohner Capoliveris, die sich an die Veränderungen angepasst haben, ohne jedoch ihre Vergangenheit zu vergessen. Die Lebensunterhaltsquelle ist eine andere, jedoch wurde die Zeit der Bergwerkarbeiter und Bauern, die bei Festen und Veranstaltungen im Dorf wiederauflebt, nie verleugnet.

Bei Sonnenuntergang bietet Capoliveri zu den sommerlichen Düften der Insel, die aus Myrthe, Minze, wildem Fenchel und den Rosmarin der mediterranen Macchia bestehen, viele neue lebendige Eindrücke: Die Piazza Matteotti, wo von Juni bis September viele Musik-, Theater-, Kabarett- und Tanzveranstaltungen stattfinden, ist nur der Anfang eines langen Weges entlang der Gässchen, kleinen Plätze und Treppen, wo Stände und Märkte mit handwerklich angefertigten Artikeln und Schmuck florieren. Ein Weg auf dem man unbedingt in einem der vielen überall im Ort verstreuten Restaurants Halt machen muss; der Duft des Fisches der traditionellen Küche wird Sie einladen.